(Für den der die Liturgie gerne Singen möchte und sie kennt, ist der Text abgedruckt.)
Pfn. Hanna Schramm
Beginn
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
„Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet.“ So ruft der Psalmist in Psalm 66,20 und ermutigt uns dazu frei vor Gott zu sein, in allem, was wir vor ihn bringen.“Rogate“heisst der Sonntag heute: „Bittet“. Dazu lädt uns Gott im Gebet ein. Über seine Notwendigkeit und seinen Sinn denken wir heute nach.
Psalm 95,1-7ª
1 Kommt herzu, lasst uns dem HERRN frohlocken und jauchzen dem Hort unsres Heils!
2 Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen!
3 Denn der HERR ist ein großer Gott und ein großer König über alle Götter.
4 Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde, und die Höhen der Berge sind auch sein.
5 Denn sein ist das Meer, und er hat’s gemacht, und seine Hände haben das Trockene bereitet.
6 Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat.
7 Denn er ist unser Gott
Eingangsliturgie
Gloria Patri
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immer dar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Moment der Schuldbekenntnis
Gott, ich habe gesündigt, in Gedanken, Worten und Werken. Dir vertraue ich mein Fehler an und bekenne den Schaden, den ich verursacht habe. – Stille-
Kyrie
Kyrie Eleison – Herr, erbarme dich.
Christi Eleison – Christus, erbarme dich.
Kyrie Eleison – Herr, erbarm dich über uns.
Gloria:
Ehre sei Gott in der Höhe. – Und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen.
Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade. Darum das nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefallen Gott an uns hat. Nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.
Tagesgebet
Guter Gott,
ich danke dir, denn du bist meine Zuflucht, die ich immer aufsuchen kann. Lehre mich so zu beten, dass ich all Hilfe von dir erwarte.
Durch Jesus Christu, deinen lieben Sohn unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Lesung Exodus 32,7-14
Der HERR sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt.
8 Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben’s angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat.
9 Und der HERR sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist.
10 Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge; dafür will ich dich zum großen Volk machen.
11 Mose aber flehte vor dem HERRN, seinem Gott, und sprach: Ach HERR, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast?
12 Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst.
13 Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig.
14 Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.
Gelobt seist du, Jesus Christus. Halleluja
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.
Lied EG 366 Wenn wir in höchsten Nöten sein
https://www.youtube.com/watch?v=FxfeG47m83g o https://www.youtube.com/watch?v=HKUs8D_A4Bc
1. Wenn wir in höchste Nöten sein und wissen nicht, wo aus noch ein, und finden weder Hilf noch Rat, ob wir gleich sorgen früh und spat,
2. so ist dies unser Trost allein, dass wir zusammen insgemein dich anrufen, o treuer Gott, um Rettung aus der Angst und Not,
3. und heben unser Aug und Herz zu dir in wahrer Reu und Schmerz und flehen um Begnadigung und aller Strafen Linderung,
4. die du verheißest gnädlich allen, die darum bitten dich im Namen deines Sohns Jesu Christ, der unser Heil und Fürsprech ist.
5. Drum kommen wir, oh Herre Gott, und klagen dir all unsre Not, weil wir jetzt stehn verlassen gar in großer Trübsal und Gefahr.
6. Sieh nicht an unsre Sünden groß, sprich uns davon aus Gnaden los, steht uns in unserm Elend bei, mach uns von allen Plagen frei,
7. auf dass von Herzen können wir nachmals mit Freuden danken dir, gehorsam sein nach deinem Wort, dich allzeit preisen hier und dort.
Predigt
0. Predigttext Matthäus 6,5-15
5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.
6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.
7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.
8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.
9 Darum sollt ihr so beten:
Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
10 Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
11 Unser tägliches Brot gib uns heute.
12 Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
13 Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
[Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]
14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
I.
„Bete zu Gott, bitte ihn, dir fehlt das Gebet“ haben sie ihr gesagt.
Aber sie hat keine Worte. Sie weiss nicht, was sie sagen soll. Ihr Mund ist trocken, die Zunge schwer. Ihr Kopf ist leer. Das Herz wie Stein. Ihre Wut kalt wie Asche. Ihr Vertauen in diesen Gott, nur noch ein dünner abgenutzter Faden, ihre Hoffnung erloschen.
„Was kann ich diesem Gott sagen?“
Ja, was kann sie Gott sagen? Manchmal finden wir einfach nicht die Worte für das, was wir erleben und sehen. Wir verstehen nicht den Sinn, wenn Menschen plötzlich sterben oder sehnliche Wünsche für immer unerfüllt bleiben, oder Ungerechtigkeiten, wenn sich jemand an anderen bereichert und sie ausnutzt. Es tut uns weh, wenn Beziehungen auseinanderbrechen, Projekte scheitern oder wenn wir einfach keine Beziehung zu einem Menschen herstellen können.
Noch weniger finden wir Worte für das grosse Leiden bei Unfällen, Naturkatastrophen, Ermordungen o grausamer Qual und Folter.
II.
„Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.“
Jesus erwartet nicht viele Worte. Er weiss, dass es Situationen gibt, die uns schlicht und einfach sprachlos machen. Darum lädt er uns dazu ein sich ganz persönlich und intim mit Gott zu treffen. Wenn du allein bist und niemand deine Haltung, deinen Gesichtsausdruck, deine Worte oder auch dein Schweigen beurteilt. Anstatt zu bitten oder zu danken kannst du dich einfach darauf konzentrieren, was du fühlst: Müdigkeit? Angst? Enttäuschung? Wut? Unsicherheit? Erschöpfung? Leere? Sehnst du dich nach jemanden oder etwas?
Du kannst Gott erzählen, was du fühlst, was dir Sorgen macht, durch den Kopf geht. In diesem ganz intimen Moment hast du alle Freiheit. Was für Worte du machst, ist egal, du musst nur ehrlich sein und dich öffnen. Und wenn du dein Herz ausschüttest, dann merkst du, was du eigentlich brauchst und was du Gott erbitten möchtest. Du nimmst auch wahr, was du schon hast und kannst dafür danken. Während dieses Prozesses der Öffnung spürst du, wie es dir wirklich geht, verstehst den Sinn deines Lebens etwas besser und bemerkst, was für andere und dich gut ist und was nicht.
Gott hat es nicht nötig, dass du zu ihm betest. Wie es Jesus sagt, er weiss, was in deinem Herzen vorgeht. Wir sind es die wir Gott, die Quelle des Lebens, brauchen.
Wir können ihm begegnen, wenn wir anhalten, eine Pause in unserem Alltag, all den Aufgaben und Verantwortungen machen und wenn alles zur Seite legen, um ihm gänzlich zu begegnen.
III.
Ja, Jesus versteht das Gebet als einen persönlichen und intimen Moment der Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge, eine Zeit nur für sich selbst, eine Zeit der Erholung, die wir brauchen. Aber er versteht es nicht als einen einsamen Akt oder als egozentrisch.
Die berühmten Worte, die er uns zum Beten empfiehlt, sind im Plural formuliert.
Vater UNSER, die Quelle des Lebens, die wir anbeten, ist der Gott und Schöpfer aller Wesen. Er liebt nicht nur mich, sondern auch meinen Nachbarn und alles, was auf der Erde lebt.
Jesus erwartet, dass du im Gebet deinen Nächsten nicht vergisst und deine Gefühle und Wünsche nicht zu einem Schaden für jemanden anderes führen, sondern sein Wohlergehen einbeziehen.
Im Gebet sollten wir auch die Dinge zum Ausdruck bringen, die mit unserem Nächsten zu tun haben, unsere Beziehungen zu anderen und unsere Sorgen um und mit ihnen.
So bitten wir im Vater Unser, für UNSER Brot, Ernährung für alle und Erlösung nicht nur für mich, sondern für UNS und erbitten Vergebung für UNSERE Schuld und versprechen, die Schuld verschiedener Schuldiger zu vergeben.
Das Vater Unser ist ein inklusives, gemeinschaftliches und ökumenisches Gebet. Nicht nur aufgrund seiner Formulierung, auch weil es wohl der meist rezitierte Text in den Zusammenkünften aller christlicher Konfessionen ist. Das Vater Unser kann ich mit den Geschwistern in der eigenen Gemeinden beten, aber auch mit einem Katholiken, einer Anglikanerin, einem Baptisten, einem Kopten oder Metodistin. Die Gläubigen aller christlichen Kirchen können es auswendig beten.
So ist also das Gebet ein ganz persönlicher, individueller Akt, aber auch ein gemeinschaftlicher und verbindender. Wir müssen es jeder für sich, wie auch in Beziehung zu anderen, durchführen.
IV.
Die Worte des Vater Unsers sind nicht nur inklusiv aufgrund der ersten Person Plural, sondern auch weil sie wesentliche Lebensaspekte ansprechen, die alle angehen: Die Ernährung – unsere körperlichen Bedürfnisse, die Gerechtigkeit in den menschenlichen Beziehungen, unsere Sehnsucht nach Wohlergehen, unser Wunsch nach Vergebung und Wiederherstellung.
In diesen Augenblicken, wenn ich keine Worte finde, kann ich seine Worte in meinem Mund bewegen, weil sie alle meine Sehnsüchte und Bedürfnisse umfassen, die sich in mir befinden und ausgesprochen werden müssen. Wenn ich diese Worte spreche, kann ich die Anliegen wahrnehmen, die mich mit Sorge erfüllen und vielleicht kann ich dann meine eigenen Worte formulieren.
Und wenn ich dennoch nichts sagen oder denken kann, dann bleibe ich bei diesen Worten, denn sie sind einer sicher Hafen, immer griffbereit in meinem Gedächtnis und direkte Verbindung mit dem, der mich so sehr liebt, Gott, Jesus.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.
Lied EG 344 Vater unser im Himmelreich
1.Vater unser im Himmelreich, der du uns alle heißest gleich Brüder sein und dich rufen an und willst das Beten von uns hab’n. Gib, daß nicht bet’ allein der Mund, hilf, daß es geh’ von Herzensgrund!
2. Geheiligt werd’ der Name dein, dein Wort bei uns hilf halten rein, daß auch wir leben heiliglich, nach deinem Wort würdiglich. Behüt uns, Herr, vor falscher Lehr’. Das arm’ verführte Volk bekehr!
3. Es komm’ dein Reich zu dieser Zeit und dort hernach in Ewigkeit; Der Heil’ge Geist uns wohne bei mit seinen Gaben mancherlei; Des Satans Zorn und groß’ Gewalt Zerbrich, vor ihm dein’ Kirch’ erhalt!
4. Dein Will’ gescheh, Herr Gott, zugleich auf Erden wie im Himmelreich; Gib uns Geduld in Leidenszeit, gehorsam sein in Lieb’ und Leid; Wehr und steur allem Fleisch und Blut, das wider deinen Willen tut!
5. Gib uns heut’ unser täglich Brot, und was man braucht zur Leibesnot; B’hüt uns, Herr, vor Unfried’ und Streit, vor Seuchen und vor teurer Zeit, daß wir in gutem Frieden stehn, der Sorg’ und Geizes müßig gehn!
6. All unsre Schuld vergib uns, Herr, daß sie uns nicht betrübe mehr, wie wir auch unsern Schuldigern ihr’ Schuld und Fehl’ vergeben gern; Zu dienen mach uns all’ bereit In rechter Lieb’ und Einigkeit!
7. Führ uns, Herr, in Versuchung nicht; Wenn uns der böse Geist anficht zur linken und zur rechten Hand, hilf uns tun starken Widerstand, Im Glauben fest und wohlgerüst’t und durch des Heil’gen Geistes Trost.
8. Von allem Übel uns erlös. Es sind die Zeit und Tage bös; Erlös uns von dem ew’gen Tod Und tröst uns in der letzten Not; Bescher uns auch ein selig End’, nimm unsre Seel’ in deine Händ’!
9. Amen, das ist, es werde wahr! Stärk unsern Glauben immerdar, auf daß wir ja nicht zweifeln dran, was wir hiermit gebeten hab’n auf dein Wort in dem Namen dein; So sprechen wir das Amen fein.
Gebet
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Derr Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen.
Lied 321 Nun danket alle Gott
1) Nun danket alle Gott / mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut / an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib / und Kindesbeinen an unzählig viel zugut / bis hierher hat getan.
2) Der ewigreiche Gott / woll uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Herz / und edlen Frieden geben
und uns in seiner Gnad / erhalten fort und fort und uns aus aller Not / erlösen hier und dort.
3) Lob, Ehr und Preis sei Gott / dem Vater und dem Sohne und Gott dem Heilgen Geist / im höchsten Himmelsthrone,
ihm, dem dreiein’gen Gott, / wie es im Anfang war und ist und bleiben wird / so jetzt und immerdar.